Kleine Prinzen

Folge: 979 | 13. März 2016 | Sender: SRF | Regie: Markus Welter
Bild: ARD Degeto/SRF/Daniel Winkler
So war der Tatort:

Gekreuzt.

Eingefleischte Tatort-Fans düften in Kleine Prinzen nämlich gleich ein doppeltes Déjà-vu erleben: 2009 ermittelten die Konstanzer Hauptkommissare Klara Blum (Eva Mattes) und Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) in ihrem bis heute besten Fall Herz aus Eis in einem Eliteinternat – und ihre Münchner Kollegen Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) gerieten 2014 in Der Wüstensohn mit dem arabischen Prinzen Nasir Al Yasaf (Yasin el Harrouk) aneinander, der in der bayerischen Landeshauptstadt nach allen Regeln der Kunst über die Stränge schlug.

Der 979. Tatort so etwas wie eine Kreuzung dieser beiden Folgen: Erneut spielen große Teile des Krimis in einem teuren Eliteinternat, in dem Kleine Prinzen schwerreicher Eltern für ihre späteren Aufgaben in Politik und Wirtschaft vorbereitet werden. Als die hübsche Schülerin Ava Fleury (Ella Rumpf) erschlagen und post mortem von dem bedauernswerten LKW-Fahrer Fritz Loosli (Urs Jucker, Schmuggler) über den Haufen gefahren wird, ruft das die Schweizer Hauptkommissare Reto Flückiger (Stefan Gubser) und Liz Ritschard (Delia Mayer) auf den Plan – und die geraten bald mit dem arabischen Minister Ali Al-Numi (Nadim Jarrar) aneinander, dessen jüngerer Bruder Fahd (Hassan Akkouch, Eine andere Welt) dasselbe Internat besucht wie die Tote und unter dringendem Tatverdacht steht.

Wie der Prinz in Der Wüstensohn ist aber auch der hochnäsige Al-Numi dank seiner diplomatischen Immunität nicht greifbar: Er quartiert sich mit seinem Bruder in einem Luxushotel ein und lässt sich nur widerwillig von den Luzerner Ermittlern herbeizitieren.


AL-NUMI:
Die Herren von der FIFA sind sehr darüber enttäuscht, dass ich ihr Essen so plötzlich verlassen musste!


Es kommt, wie es kommen muss: Wie schon viele andere Filmemacher vor ihnen verlieren sich Regisseur Markus Welter und das Autorenduo Lorenz Langenegger und Stefan Brunner bei ihrer Geschichte in ermüdendem Kompetenzgerangel, bei dem auch der ewig mahnende Amtsrat Eugen Mattmann (Jean-Pierre Cornu) und der nicht minder überzeichnete Bundeskriminalpolizist Marc Müller (Samuel Weiss, Puppenspieler) mitmischen.

"Nicht gucken wie die Kuh, wenn's donnert", donnert Mattmann durchs Präsidium – während er im bis dato stärksten Luzerner Tatort Ihr werdet gerichtet erstmalig menschliche Züge offenbarte und sich ein Stück weit von der Schablonenhaftigkeit seiner Figur emanzipierte, ist ihm diesmal wieder am Vermeiden jeglicher Reibungen mit den einflussreichen Kollegen aus Politik und Wirtschaft gelegen. Wie alle Schweizer Beiträge hat auch Kleine Prinzen darüber hinaus mit seiner holprigen Synchronisation für das deutsche TV-Publikum zu kämpfen, doch weitaus schwerer wiegt die fehlende Spannung: Trotz guter Ansätze bleiben Überraschungen bis zur früh vorhersehbaren Auflösung Mangelware.

Für die Nebenfiguren scheinen sich die Filmemacher auch kaum zu interessieren: Die strenge Schulrektorin Elisabeth Ammann (Esther Gemsch, Der gelbe Unterrock) ist genauso holzschnittartig angelegt wie Avas Mitschüler Tom Hoffmann (Flurin Giger), der die überzogenen Erwartungen seiner steinreichen Eltern mit Drogendealen kompensiert. Auch das Verhältnis der Toten mit ihrem Kunstlehrer Matthias Fischer (Jürg Plüss) wird im Schnellverfahren abgehandelt – stattdessen illustrieren die Filmemacher die Liaison von Gerichtsmedizinerin Corinna Haas (Fabienne Hadorn) mit dem rund zwanzig Jahre jüngeren Praktikanten Silvan Bühler (Mario Fuchs), der nach einer gemeinsamen Nacht mit schlackerndem Gehänge aus dem Bild springt.

"Das SRF hat zugesagt, dass unsere Filmfiguren mehr Privatleben erhalten", verriet Stefan Gubser Anfang 2016 der Schweizer Presse - doch in Kleine Prinzen ist das allenfalls zu erahnen. Und die konkrete Umsetzung wirkt mehr als unbeholfen: Der Kommissar und Hausbootbewohner wirft sich nach Feierabend minutenlang für ein Rendezvous in Schale – aber lernen wir sein Herzblatt im Anschluss auch kennen? Weit gefehlt: Wer Flückigers neue Flamme ist, erfährt der Zuschauer ebenso wenig wie seine neugierige Kollegin Ritschard, die auch in diesem Tatort nichts von ihrem Privatleben preisgeben darf.

Bewertung: 4/10

1 Kommentar:

  1. Weiß jemand wie das Lied (instrumental) heißt, das man öfter im Film gehört hat? Hatte was von Pink Floyd ...

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