Château Mort

Folge: 935 | 8. Februar 2015 | Sender: SWR | Regie: Marc Rensing
Bild: SWR/Peter Hollenbach
So war der Tatort:

Praktisch – zumindest für Zuschauer, die sich gern ein Gläschen Rotwein genehmigen, um besser in den Schlaf zu finden.

In Château Mort, dem viertletzten Fall der im Dezember 2014 vom SWR abgesägten Konstanzer Ermittler Klara Blum (Eva Mattes) und Kai Perlmann (Sebastian Bezzel), befassen sich die Filmemacher nämlich nicht nur mit teuren roten Tröpfchen aus dem 19. Jahrhundert, sondern liefern dem Publikum zugleich die perfekte Einschlafhilfe: einen zum Gähnen langweiligen Krimi, der nahtlos an die vielen anderen einschläfernden Folgen vom Bodensee anknüpft.

Spektakulär – von Highlights wie Der Polizistinnenmörder oder Herz aus Eis einmal abgesehen – waren Blum & Co. bekanntlich selten, und auch diesmal schalten Regisseur Marc Rensing und Drehbuchautor Stefan Dähnert (Bluthochzeit) nach einem wilden Auftakt direkt in den Schongang.

Einmal mehr wird zu dritt ermittelt: Während die Konstanzer Kommissare die Leiche eines vermeintlichen Weinfälschers aus dem Bodensee ziehen, hat der Thurgauer Major Matteo Lüthi (Roland Koch) ein Auge auf deutsche Steuerhinterzieher geworfen, die im Auktionshaus von Susann Tobler (unterkühlt: Sibylle Canonica, Borowski und die Frau am Fenster) teure Hochzeitsweine von Annette von Droste-Hülshoff erstehen. Dabei schlagen die Filmemacher den Bogen ins Jahr der badischen Revolution: Die Kriminalhandlung wird regelmäßig durch Rückblenden unterbrochen – allerdings derart ungelenk, dass sich kein homogenes Gesamtbild ergibt.

Ähnlich unrund läuft es zwischen Blum und Lüthi: Während die Kommissarin Lüthi anschmachtet und spontan auf den Mund küsst, hat der Schweizer Major ein Auge auf die deutlich jüngere Kollegin Eva Glocker (Isabelle Barth) geworfen.


LÜTHI:
Frau Blum, Sie in der Schweiz?

BLUM:
Ja, solange wir noch dürfen.


Blum bringt ihren nahenden Tatort-Abschied bei diesem Wiedersehen unfreiwillig auf den Punkt (Château Mort war zum Zeitpunkt der Bekanntgabe durch den SWR bereits abgedreht) – und man kann irgendwie verstehen, dass Schauspielerin Eva Mattes ihre eigene Ablösung selbst vorgeschlagen hat. Zu vernichtend fiel die Resonanz auf Katastrophenkrimis wie Letzte Tage oder den über weite Strecken hanebüchenen Winternebel aus.

Ganz so ärgerlich ist der Tatort diesmal allerdings nicht: Die auf zwei Zeitebenen angelegte Geschichte wirkt zwar nur bedingt glaubwürdig, ist für Konstanzer Verhältnisse aber zumindest originell. Eine über 160 Jahre alte Leiche, die dem bedauernswerten Perlmann im Dunkeln einen gehörigen Schrecken einjagt, sucht in der Krimireihe ihresgleichen, und die alkoholschwangere Weinprobe im Haus des angesehenen Sommeliers Hans Lichius (souverän: Felix von Manteuffel, Ohnmacht) versprüht zumindest gemütliches Vorabend-Feeling.

Stimmung in die Bude kommt aber meist nur, wenn sich Jenny Schily (spielte zuletzt die Ex-Frau von Hauptkommissar Frank Steier in Der Eskimo) als hörige Haushaltshilfe Ute Schmitz und Uwe Bohm (Schwindelfrei) als zebrastreifenliebender Unternehmer Clemens Koch vor der Kamera ein wenig austoben dürfen. Während Blum und Lüthi vor prächtiger Kulisse des Bodensees dinieren und in bester Sideways-Manier die Nase ins Rotweinglas stecken, schmökert Perlmann im Œuvre Annette von Droste-Hülshoffs und entdeckt unter Parkhäusern vergessene Weinkeller mit rätselhaften Kreide-Inschriften, die aussehen, als hätte die Requisite sie fünf Minuten vorher an die Wand gepinselt.

Historiker und Weinkenner können mit diesen Gedankenspielen durchaus Spaß haben (oder auch großen Ärger) – Freunde spannender Krimi-Unterhaltung kommen aber nur bedingt auf ihre Kosten.

Bewertung: 4/10

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen