Dinge, die noch zu tun sind

Folge: 850 | 18. November 2012 | Sender: rbb | Regie: Claudia Garde
Bild: rbb/Volker Roloff
So war der Tatort:

Themenbezogen – mal wieder.

Denn nicht zum ersten Mal muss der Tatort für den Auftakt einer ARD-Themenwoche herhalten: Dinge, die noch zu tun sind leitet 2012 die Themenwoche "Leben mit dem Tod" ein. Zuletzt ermittelten 2011 die Bremer Kollegen Lürsen und Stedefreund zum Auftakt der Themenwoche "Der mobile Mensch" im Flüchtlingsdrama Der illegale Tod, ein Jahr zuvor starb in Borowski und eine Frage von reinem Geschmack ein Teenager an einer Überdosis eines Lebensmittelfarbstoffs – passend zur ARD-Themenwoche Essen ist Leben.

In Dinge, die noch zu tun sind erhalten die Berliner Kommissare Till Ritter (Dominic Raacke) und Felix Stark (Boris Aljinovic) nun Unterstützung von Drogenfahnderin Melissa Mainhard (Ina Weisse, Schiffe versenken), die unheilbar an Krebs erkrankt ist – wie schon lange vor der ersten Tatort-Minute in jeder drittklassigen Fernsehzeitschrift zu lesen war. Und nun die alles entscheidende Frage:

Wenn Mainhard nur noch wenige Wochen zu leben hat, ihr Töchterchen Alina täglich mit Designerdrogen in Kontakt kommt und der Tatort Dinge, die noch zu tun sind heißt – wer hat dann wohl die bösen Drogendealer ermordet? Na?

Das ist so schlecht, dass es fast schon wieder witzig ist, gipfelt hier in einer mehr als zweifelhaften Moral und killt natürlich schon vor der ersten Tatortbesichtigung jegliche Spannung – vom Miträtseln mal ganz zu schweigen. Und dann sind da noch Weisheiten wie diese:


RITTER:
Pubertät – das ist doch die Zeit, wo die Eltern komisch werden. 


Amen.

Es sind jedoch nicht nur die platten Sprüche von Ritter oder Anwalt Heiner Schädlich (Stephan Grossmann, "Recht haben und Recht bekommen sind zwei völlig verschiedene Dinge."), die mehr als peinliche Vorhersehbarkeit oder das thematische Korsett, in das die ARD das Drehbuch von Jörg Tensing schnürt, die dem 850. Tatort den Hals brechen.

Einmal mehr – man denke an den Totalausfall Der Wald steht schwarz und schweiget oder den kaum glaubwürdigeren Wiener Fall Vergeltung – scheitern die Filmemacher auf ganzer Linie daran, eine Gruppe von Jugendlichen auch nur halbwegs authentisch zu charakterisieren.

Exemplarisch dafür steht die Sequenz auf einem Berliner Gitterbolzplatz (im Viertel offenbar the place to be): Da spielen bunt gekleidete, top gestylte und fesch frisierte, bunte Sonnenbrillen, lange Schals und trendige Hosenträger tragende, blendend aussehende Teenie-Hipster gleichzeitig (!) Basketball und Fußball, auf ein und demselben Platz, ohne Mannschaften, ohne Regeln, ohne alles eben. Hauptsache, Cap und Frise sitzen und man kann Drogentütchen weiterreichen wie Panini-Bilder.

Gut, dass das zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich eh niemanden mehr wirklich stört, weil der Krimititel ja längst verraten hat, wo der Hase langläuft. Dinge, die noch zu tun sind, den mit Claudia Garde (Borowski und der vierte Mann) übrigens keine Tatort-Unbekannte inszeniert, ist eine der schwächsten Berliner Tatort-Folgen aller Zeiten und erntet dank des Feuerwerks an unfreiwilliger Komik das zweifelhafte Prädikat Totalausfall.

Bewertung: 1/10

4 Kommentare:

  1. Sehe ich völlig anders. Ja, der Verdacht lag nahe, dass die Polizistin die Täterin ist (hatte vorher keine drittklassige Fernsehzeitung gelesen :-) ) und trotzdem fand ich den Tatort trotz kleiner Schwächen ausgesprochen gelungen und gut gespielt.

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    1. Ina Weisse war stark, das stimmt. Aber ich musste von Minute 1 an die TKKG-Hörspielfolge "Der Diamant im Bauch der Kobra denken". Da sucht man übrigens nach einem wertvollen Diamanten. Wo er sich wohl versteckt? ;-)

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  2. iris-knackert@hotmail.de18. November 2012 um 22:49

    Der riss mich jetzt nicht vom Hocker,aber ich hab ihn zu Ende geschaut...

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  3. Mir imponierte, wie konsequent M.M. ihre "to-do"-liste abgearbeitet hat, frei nach dem Motto: " Wer nichts mehr zu verlieren hat, der kann nur noch gewinnen." hat sie - erfolgreich- versucht, die Welt ein wenig besser zu machen. Besonders das Finale und hierbei der letzte Satz fand ich feinstens. Also ein paar Points mehr wäre auch O.K. gewesen. Fehlende Spannung? Na, in diesem Fall war offenbar der Weg das Ziel.

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