Borowski und der vierte Mann

Folge: 785 | 26. Dezember 2010 | Sender: NDR | Regie: Florian Froschmayer
Bild: NDR/Marion von der Mehden
So war der Tatort:

Friedafrei. 

Nach vierzehn gemeinsamen Fällen, in denen sich Klaus Borowski (Axel Milberg) und sein Vorgesetzter Roland Schladitz (Thomas Kügel) stets auf die psychologischen Einschätzungen von Dr. Frieda Jung (Maren Eggert) verlassen konnten, muss der Kieler Hauptkommissar in Borowski und der vierte Mann zum zweiten Mal ganz allein auf Mördersuche gehen.

Und macht keinen Hehl daraus, dass ihm die Arbeit ohne seine langjährige Kollegin, mit der er oft unterschwellig flirtete und in Borowski und die Sterne erstmalig eine gemeinsame Nacht verbrachte, schwer fällt. Gedankenverloren registriert der kauzige Ermittler, wie der Handwerker im Präsidium ihr Namensschild von der Bürotür entfernt und die Maler das ihre einstige Arbeitsstätte mit einem neuen Anstrich versehen.

Doch trotz ihrer körperlichen Abstinenz ist der Einfluss der Psychologin so hoch wie in kaum einem zweiten Kieler Tatort: Drehbuchautor Daniel Nocke, der ein Jahr später das Skript zum morbiden und vieldiskutierten Wiesbadener Folge Das Dorf beisteuert, spannt einen cleveren Bogen in die Vergangenheit und lässt Jungs Dienste so nicht nur im Hinblick auf Borowskis Laune, sondern vor allem bei der Klärung der Täterfrage entscheidend nachwirken. 

Auch sonst ist sein Skript fast frei von Schwächen. Kein Wunder: Bei Borowski und der vierte Mann handelt es sich schließlich um den ersten Tatort nach einer Vorlage des skandinavischen Genre-Experten Henning Mankell. Mit Borowski und der coole Hund folgt schon bald der nächste.

Passend zur Erstausstrahlung am 2. Weihnachtsfeiertag 2010 und den oft verschneiten Mankell-Settings spielt auch der 785. Tatort im tiefsten Winter und zu großen Teilen auf einem pompösen Landsitz und dessen angrenzendem Waldstück, in dem eine dekadente Wochenendgesellschaft zur Unterhaltung Jagd auf ausgesetzte Bären und Tiger macht.

Von Kiel und der Förde ist außer dem Polizeipräsidium wenig zu sehen: Vieles wirkt skandinavisch und darf trotz der exotischen Raubtiere auch als kleiner Nachklang zur kurzweiligen Borowski-Exkursion nach Finnland (Tango für Borowski) gewertet werden.

Dass sich der Kreis der Verdächtigen trotz der geschlossenen Gesellschaft im Landhaus nicht nur auf die verwöhnte Jagdclique beschränkt, erschwert das Miträtseln enorm, zumal die Leichen bis zum letzten Filmdrittel fehlen: Einleitend findet der beinamputierte Waldhüter Timo Pross (Sven Pippig, Hauch des Todes) einen tiefgefrorenen Fuß im Unterholz, später taucht eine abgetrennte Hand in einer Gerberwerkstatt auf. Auch bei diesen auffällig blutigen Szenen, die in Borowski und der coole Hund später noch auf die Spitze getrieben werden, ist der Mankellsche Einfluss auf den Tatort nicht zu übersehen.

Das tut dem Krimi, bei dem die von Regisseurin Claudia Garde (Dinge, die noch zu tun sind) hochspannend inszenierten Jagdszenen im verschneiten Wald gekonnt mit einer eher biederen Nebenhandlung um dubiose Geldanlagen in Einklang gebracht werden, richtig gut – und macht Borowski und der vierte Mann zu einem weiteren bärenstarken Tatort aus der Fördestadt.

Bewertung: 8/10

Nie wieder frei sein

Folge: 784 | 19. Dezember 2010 | Sender: BR | Regie: Christian Zübert
Bild: BR/Hagen Keller
So war der Tatort:

Beklemmend.

Ein Lieferwagen fährt durch die verregnete Nacht, nimmt einen abgelegenen Feldweg, hält. Der Fahrer Markus Rapp (Shenja Lacher, Im Schmerz geboren) zerrt die Leiche der jungen Melanie Bauer (Anna Maria Sturm) hinaus. Mit dem Messer entfernt er die Kleider des Opfers, reinigt die Leiche von seinen Spuren. Dann braust er davon.

Die Kamera steigt über der Leiche in die Luft: War das nicht eine Regung, an den Füssen der Leiche, ein Zucken? Tatsächlich: Die Tote lebt. Schnitt.

Die Münchner Hauptkommissare Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) sitzen vor Gericht. Es geht um die Verurteilung des Vergewaltigers der jungen Frau. Batic und Leitmayr haben ihn anhand von Beweisen überführt, die sie ohne richterliche Befugnis gesammelt haben. Zu ihrem Entsetzen fällt die Beweiskette in sich zusammen: Der Täter wird freigesprochen.

Seine Pflichtverteidigerin Regina Zimmer (Lisa Wagner, später ein paar Jahre lange als Fallanalytikerin Christine Lerch in München mit von der Partie) ist ebenso jung wie unsympathisch, tut jedoch nur ihre Pflicht, pocht auf die Rechte ihres Mandanten.

Nachdem der Täter frei ist, bricht Chaos aus. Die Kommissare geraten unter Rechtfertigungszwang. Die Angehörigen des Opfers sehen rot und der Vater des Täters (Tilo Prückner, Und tschüss) wird vom Mob belästigt. Das Opfer kommt nicht zur Ruhe, denn eines nachts steht plötzlich der Täter vor ihrer Verandatür. Bald darauf ist sie verschwunden, ihre Wohnung verwüstet. Kein Zweifel: Der Freigelassene war es.

Die Verzweiflung der in die Enge getriebenen Münchener Kommissare ist bedrückend. Wie Batic und Leitmayr sich bemühen, ihren Ermittlungsübergriff wiedergutzumachen, gehört zum Besten, was es in Sachen Tatort gibt. Die Zeit drängt: Schon wird die Pflichtverteidigerin verprügelt, und dann liegt auch noch der Täter tot im Park.

Mit der Anlage "Kommissare kämpfen gegen die Auswirkungen ihrer illegalen Ermittlungsmethoden" wird ein schnörkelloser, simpler Fall eindringlich und schockierend umgesetzt; Drehbuchautorin Dinah Marte Golch (Edel sei der Mensch und Gesund) baut allenfalls die eine oder andere Szene mit dem Vater des Täters zu viel ein.

Zu Recht wird der 784. Tatort, den Tatort-Debütant Christian Zübert brillant inszeniert, 2011 mit einem Grimme-Preis ausgezeichnet. Nie wieder frei sein ist ein absolutes Meisterwerk: Tatorte, die gesellschaftlich virulente, brisante Diskurse angehen, werden sich noch lange an diesem Meilenstein messen lassen müssen.

Bewertung: 10/10

Schön ist anders

Folge: 783 | 12. Dezember 2010 | Sender: MDR | Regie: Judith Kennel
Bild: MDR/Junghans
So war der Tatort:

Alkoholfixiert.

Denn in Schön ist anders, dem neunten gemeinsamen Einsatz der Leipziger Hauptkommissare Andreas Keppler (Martin Wuttke) und Eva Saalfeld (Simone Thomalla), haben gleich drei Personen mit den Folgen von Alkoholproblemen zu kämpfen.

Da ist zum einen der siebzehnjährige Tobias Fischer (Philipp Gerstner), der bei einer feuchtfröhlichen Betriebsfeier der städtischen Verkehrsbetriebe zum wiederholten Male barsch von der umtriebigen Schönheit Mandy Wachowiak (Susanne Bormann, Der Fall Holdt) zurückgewiesen wird und einen Großteil des Tatorts mit einer Alkoholvergiftung auf der Krankenstation verbringt.

Des weiteren die alkoholkranke Moni Fischer (überragend: Jule Böwe, Grenzgänger), die Wodkaflaschen in Bad und Bett versteckt und dadurch neben der längst nicht mehr glücklichen Ehe mit ihrem geduldigen Ehemann Uwe (Martin Brambach, Der Weg ins Paradies) auch die Kindheit ihrer kleinen Tochter Nele (Carla Sewczyk) aufs Spiel setzt.

Und nicht zuletzt Keppler selbst: Der outet sich im 783. Tatort als Ex-Trinker, dem seine heutige Kollegin Saalfeld vor zehn Jahren den Laufpass und die Schuld am Tod der einjährigen Tochter Marie-Louis gegeben hat.


KEPPLER:
In der Nacht, in der mein Kind gestorben ist, lag ich besoffen in einem Hotel in Frankfurt. 


Während die Alkoholkrankheit von Teenager Tobi und Kommissar Keppler bei der Suche nach dem Mörder von Jörg Korsack (Christian Goebel, 3 x schwarzer Kater), dem Personalleiter der Verkehrsbetriebe, eher Nebenkriegsschauplatz bleiben, arbeitet Drehbuchautorin Katrin Bühlig (Unter uns) Moni Fischers Sucht intensiv aus – zweifellos die stärksten, bewegendsten Momente des Films, der sich oft eher wie ein Familiendrama anfühlt als wie ein klassischer Sonntagskrimi.

Jule Böwe bietet die Rolle als alkoholkranke Ehefrau und Mutter ausgiebig Gelegenheit, ihr schauspielerisches Können unter Beweis zu stellen – da verkommt es fast zur Randnotiz, das mit Corinna Harfouch (Die Ballade von Cenk und Valerie) als mehrfach betrogene Gattin des Mordopfers auch eine der besten Schauspielerinnen Deutschlands zum Cast zählt.

Harfouch bekommt überraschend wenig Entfaltungsspielraum eingeräumt, darf im Streit mit der dreißig Jahre jüngeren Mandy aber zumindest eine kleine Duftmarke setzen. Der Ausgang dieses Streits ist zugleich die größte Überraschung des Films, der mit dieser Ausnahme – wie so oft in Leipzig – recht bieder inszeniert ist und die gewohnten Standardsituationen der populären Krimireihe abarbeitet.

Dass Keppler ("Ich hab's so satt, in dem Elend von anderen Leuten zu wühlen.") auch noch eine mittelschwere Midlife-Crisis durchleben und mit drei heißen Italienerinnen um die Häuser ziehen muss, macht Schön ist anders nicht besser, denn das Alkoholdrama im Hause Fischer und die Ermittlungsarbeit werden dadurch immer wieder unnötig ausgebremst.

Und Eva Saalfeld? Die schwärmt vom tollen Sex mit ihrem Ex-Mann, brezelt sich für die Männersuche auf und trifft sich mit Mama Inge (Swetlana Schönfeld, Kinderland) zum Prosecco. Nur auf ein braves Gläschen, versteht sich.


INGE SAALFELD:
Ich kenn dich, meine Süße, dir fehlt mal wieder ein Mann im Bett.


Bewertung: 5/10

Familienbande

Folge: 782 | 5. Dezember 2010 | Sender: WDR | Regie: Thomas Jauch
Bild: WDR/Willi Weber
So war der Tatort:

Verwandt.

Und das gleich im doppelten Sinne, denn zum wiederholten Mal dreht sich ein Tatort um familieninterne Scherereien. Bereits in Fällen wie Altlasten trafen mehrere zerstrittene Generationen aufeinander, und so ist es auch in Familienbande.

Als man den neunjährigen Mark erfroren im Kühlhaus der in der Nachbarschaft lebenden Hofbesitzerin Iris Findeisen (Anna Schudt, Investigativ) findet, bleibt der Tod ihres Sohnes nicht das einzige Problem von Nadja (Katharina Lorenz, Wolfstunde) und Bernd Bürger (Mark Waschke, Willkommen in Hamburg). Je mehr Nadjas dominante Mutter Helene (Petra Kelling, Edel sei der Mensch und gesund) versucht, den verbleibenden Rest ihrer Familie zusammenzuhalten, desto mehr bricht sie auseinander.

Die Dorfgemeinschaft unterdessen ist sich sicher: Findeisen hat den Jungen in ihr Kühlhaus gelockt und erfrieren lassen – und die Kölner Hauptkommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) sehen sich schon bald Zeugen gegenüber, die nicht genau das gesehen haben, was sie gesehen haben wollen.

Verwandt ist der 782. Tatort daher auch mit Fällen aus Niedersachsen: Bei LKA-Ermittlerin Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) geht es in der Regel ebenfalls hinaus in verschlafene Dörfchen, in denen die Uhren noch anders ticken.

Besonders auffallend sind die Parallelen zum Fall Pauline: Auch im Lindholm-Krimi wurde ein Kind tot aufgefunden, und in beiden Fällen sind die Familienbande schon vor dem Kindstod nicht mehr intakt und zerbrechen danach ganz (anders als die Dorfgemeinschaft, in der alle verwandt, verschwägert oder seit dem Sandkasten befreundet sind).

Beide Fälle sind außerdem ungewöhnlich kommissarreich: Während hier Anna Schudt (ab 2012 als Hauptkommissarin Martina Bönisch im Dortmunder Tatort zu sehen) und Mark Waschke (ab März 2015 als Berliner Hauptkommissar Robert Karow im Einsatz) zum Cast zählen, sind in Pauline mit Martin Wuttke und Wotan Wilke Möhring ebenfalls zwei spätere Tatort-Kommissare mit von der Partie.


BALLAUF:
Gibt's überhaupt noch 'ne heile Familie?

SCHENK:
Vielleicht meine.


Vielleicht aber auch nicht: Am Rande erfährt der Zuschauer, dass Schenks Tochter Melanie (Karoline Schuch) verzweifelt auf die Auszahlung ihres fristgerecht beantragten Arbeitslosengeldes wartet.

Das bietet Assistentin Franziska Lüttgenjohann (Tessa Mittelstaedt) die seltene Möglichkeit, sich außerhalb des Präsidiums zu beweisen: Mit versteinerter Miene weist sie eine Kollegin der Arbeitsagentur in die Schranken ("Sie haben genau drei Tage Zeit, die Angelegenheit zu klären, andernfalls gibt's ne Anzeige wegen Amtsmissbrauch und Urkundenunterschlagung.").

Auch wenn die verdutzte Sachbearbeiterin von den Drehbuchautoren Hans Werner (Bei Auftritt Mord) und Lars Böhme stark überzeichnet wird, ist der gemeinsame Amtsbesuch der Damen doch eine starke Szene in einem Tatort, den ansonsten hauptsächlich Verdächtige prägen, die sich gegenseitig beschuldigen und verurteilen.

Dabei häufen sich die Verstrickungen – und plötzlich präsentieren die Filmemacher nach siebzig Minuten eine ziemlich überhastet wirkende Auflösung. Zum Glück taucht just in diesem Moment eine weitere Leiche auf, so dass die Kölner Kommissare die verbleibenden Minuten nicht mit weiteren Kölsch und Currywürsten an ihrer Stamm-Wurstbraterei am Rhein verbringen müssen. Dennoch verliert der Auftakttod des Jungen nun zunehmend an Bedeutung, bis er durch die Probleme der Erwachsenen und das zweite Opfer irgendwann kaum noch Erwähnung findet.

Dieser Aspekt steht exemplarisch für das Dilemma des Films: Der vielfach tatorterprobte Regisseur Thomas Jauch (Mord ist die beste Medizin) und die Drehbuchautoren Werner und Böhme liefern einige interessante Ansätze (wie die vorschnelle Verurteilung ungeliebter Mitbürger oder das offene Ausleben von Homosexualität in einem konservativen Dorf), kratzen aufgrund der Fülle ihrer Themen aber oft nur an der Oberfläche.

Man hätte der überzeugenden Besetzung um Schudt, Waschke, Lorenz und Kelling eine zielgerichtetere Geschichte gegönnt – so bleibt am Ende vor allem die hochspannende, mit majestätischer Musik untermalte und in atmosphärischen Zeitlupenbildern eingefangene Auftaktsequenz in Erinnerung.

Bewertung: 5/10

Wie einst Lilly

Folge: 781 | 28. November 2010 | Sender: HR | Regie: Achim von Borries
Bild: HR/Johannes Krieg
So war der Tatort:

Verhalten. Noch.

Denn den ersten großen Paukenschlag setzt der HR nicht zum 40-jährigen Tatort-Jubiläum – den hebt sich der Sender für den zweiten Fall seines neuen LKA-Ermittlers Felix Murot (Ulrich Tukur) auf.

Enttäuschen tut dessen Debüt Wie einst Lilly dennoch nicht, ganz im Gegenteil: Der 781. Tatort darf getrost als Fingerübung vor dem im öffentlich-rechtlichen Sinne absolut außergewöhnlichen Das Dorf und dem alles überragenden Meisterwerk Im Schmerz geboren interpretiert werden.

Das Drehbuch von Christian Jeltsch (Er wird töten) deutet bereits an, was den Zuschauer bei den Folgen aus Wiesbaden in Zukunft erwartet: surreale Sequenzen, Stimmen aus dem Off, aber nicht zuletzt auch eine Hauptfigur, die so leicht nichts aus der Ruhe bringt – nicht einmal die Diagnose Hirntumor. Felix Murot verlässt einfach den Wartebereich des Krankenhausflurs, als die besorgte Ärztin ihn darum bittet, sich dauerhaft auf der Station einzuquartieren.

Der Trend zur prominenten Besetzung der Hauptrollen bestätigt sich auch in Hessen: Ulrich Tukur (Der Teufel vom Berg) war bis dato bereits in vier Tatort-Folgen als Nebendarsteller zu sehen und hat in seiner Karriere so ziemlich jeden Filmpreis abgeräumt, den es hierzulande zu gewinnen gibt (unter anderem den Deutschen Fernsehpreis für seinen glänzenden Auftritt im etwas überbewerteten Frankfurter Fall Das Böse). Für seine Performance in Wie einst Lilly erhielt Tukur später die Goldene Kamera.

Atmosphärisch erinnert sein erster Einsatz noch am ehesten an die Bodensee-Folgen mit seinen Kollegen Klara Blum (Eva Mattes) und Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) – und das nicht nur, weil er an einem Badesee spielt. Das Tempo in Wie einst Lilly ist gemächlich, häufig steht die Bildsprache im Vordergrund, und seine Stimme erhebt Murot nie.

Alles wirkt hier sehr melancholisch – und das ist auch gut so, denn gleich zum Auftakt muss der "Lackaffe" einen Mord aufklären, der seine eigene Vergangenheit aufrollt und ihn als Figur ausführlich auslotet. Ein Zyniker ist er, der Felix, ein bärbeißiger Junggeselle und Einzelgänger, dessen einzige Vertraute seine Sekretärin Magda Wächter (Barbara Philipp, Janus) zu sein scheint.

Dass er als LKA-Ermittler natürlich sofort mit Dorfpolizist Thönnies (Der Weg ins Paradies) aneinandergerät, ist der einzig wirklich vorhersehbare Drehbuchkniff – ansonsten weiß der Zuschauer selten, was Regisseur Achim von Borries (Der Eskimo) und Drehbuchautor Christian Jeltsch mit ihm vorhaben. Das macht Lust auf mehr – und schafft zugleich die Basis für die außergewöhnlichen Tatort-Folgen, die das TV-Publikum in den nächsten Jahren in Wiesbaden erwarten.

Bewertung: 8/10

Unsterblich schön

Folge: 780 | 21. November 2010 | Sender: BR | Regie: Filippos Tsitos
Bild: BR/Elke Werner
So war der Tatort:

Schönheitsfixiert.

Das zeigt schon der hochdramatisch in Szene gesetzte Mordfall: Die ebenso attraktive wie unterkühlte Beautyfanatikerin Konstanze Schiller (Tatjana Alexander, Angezählt) stirbt qualvoll an einem Allergieschock, nachdem sie sich ein warmes Schokoladenbad gegönnt und der perfide Täter sie ohne rettende Spritze dabei eingeschlossen hat. Doch was hat die Allergie ausgelöst?

In ihrem 20. Dienstjahr ermitteln die Münchner Hauptkommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) in der Welt der Reichen und Schönen – und damit im Umfeld ganz anderer Problemzonen als im Meilenstein Nie wieder frei sein, der eineinhalb Monate später auf Sendung geht und zu Recht mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wird. Alles, was auch nur im Entferntesten mit Schönheit zu tun hat, wird in einen Cremetopf geworfen und kräftig verrührt: Schönheitsbäder, Diäten, Botox.

Die Ermittler aus der Stadt an der Isar – nach 55 Einsätzen zwar ergraut, aber noch lange kein Auslaufmodell – können mit dem Verjüngungswahn allerdings nicht viel anfangen, und entsprechend distanziert fallen ihre Verhöre aus: Vom Anbandeln mit hübschen Tatverdächtigen (vgl. Im freien Fall oder Das Glockenbachgeheimnis) ist in Unsterblich schön wenig zu sehen – und das, obwohl gleich vier attraktive Spa-Besucherinnen im Präsidium aufschlagen und in einer wunderbar überzeichneten, subtil erotischen Sequenz ihre Einschätzungen zu Protokoll geben.

Für seine rhetorische Frage ("Und Sie arbeiten nicht?") erntet Leitmayr nur Kopfschütteln und Gekicher: Bereits in der Eingangssequenz faulenzen die Damen am Pool und philosophieren über die Schönheit von George Clooney, während Schiller eine Runde Botox für alle ausgibt.

Lehrt uns der Münster-Tatort Feierstunde sechs Jahre später, dass sich Botox auch hervorragend zum Vergiften ungeliebter Professoren eignet, ist die Mordwaffe im 780. Tatort allerdings eine andere.


LEITMAYR:
Dieser Allergieschock macht mich noch ganz wahnsinnig. Eine Pistole, ein Messer, eine Kettensäge – das sind vernünftige Tatwaffen. Aber doch keine Erdnusspraline.


Drehbuchautorin Stefanie Kremser und Regisseur Filippos Tsitos, die bereits 2007 beim herausragenden Münchner Tatort Kleine Herzen erfolgreich zusammenarbeiteten, belassen es bei den zwei genannten Sequenzen mit den klischeehaft gezeichneten Schönheitsfanatikerinnen und beleuchten stattdessen das familiäre Umfeld der Toten. Ins Blickfeld der Ermittler geraten vor allem die Schwester, die Mutter und der Ehemann, so dass sich die Auflösung der Täterfrage nicht allzu knifflig gestaltet.

Dorothea Jahn (Victoria Trauttmansdorff, Frühstück für immer), kommt sich wie ein hässliches Entlein vor und stand schon seit Kindertagen im Schatten ihrer schöneren und erfolgreicheren Schwester Konstanze, die ihr auch noch den Mann ausgespannt hat.

Ihre nicht minder gutaussehende und jung gebliebene Mutter Rita Schiller (Gudrun Landgrebe, Salü Palu) gibt sich ähnlich unterkühlt wie das Mordopfer und wird zudem zur nervigen Kalorienpolizei, als sich ihre Enkelin Nutella aufs Brot schmiert.

Und dann ist da noch der Gatte der Toten, der als Model arbeitet: Andreas Lutz (Robert Atzorn, von 2001 bis 2008 als Hauptkommissar Jan Casstorff im Hamburger Tatort zu sehen) bewahrt in seinem Kühlschrank Botox auf wie andere Joghurt, wird aber beim Dreh eines Werbespots kurzerhand durch einen jüngeren Schauspieler ersetzt. Das wäre Bill Murray in Sofia Coppolas Hollywood-Klassiker Lost in Translation (s.u.) nicht passiert – der musste sich in Japan allerdings auch kein Anti-Aging-Beer, sondern Whiskey einschenken.

Lutz hingegen bekommt im beinharten Modelgeschäft nichts geschenkt und muss seinen Körper in Schuss halten – eine Geschichte, die in TV und Kino schon häufiger erzählt wurde, aber noch zu den interessanteren Aspekten der selten wirklich tiefgründigen Milieustudie zählt. Auch die Spannungskurve der satirisch angehauchten Whodunit-Konstruktion schlägt selten nach oben aus.

Zumindest witzig wird es aber, wenn sich die Kommissare selbst reflektieren: Während Batic kaum mehr als Rasierschaum an sein Gesicht lässt (und damit im Präsidium für einen Lacher sorgt), zeigt Leitmayr gesteigertes Interesse an von Lutzen beworbenen Gedächtnispillen, die er in einer Apotheke entdeckt.

Bewertung: 6/10

Die Unsichtbare

Folge: 779 | 14. November 2010 | Sender: SWR | Regie: Johannes Grieser
Bild: SWR/Stephanie Schweigert
So war der Tatort:

Unbeholfen.

Denn Die Unsichtbare macht von Beginn an den Eindruck, als wäre dieser Tatort nur ein konstruierter, am Reißbrett entworfener Krimi, der irgendwie den sozialkritischen Auftakt für die im direkten Anschluss an die Erstausstrahlung folgende Talkrunde bei Anne Will bilden muss (Thema: illegale Einwanderer). 

Eine solche Einwanderin kommt im 779. Tatort unter Regie von Johannes Grieser (Todesschütze) einleitend ums Leben und ruft die Stuttgarter Hauptkommissare Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) auf den Plan, die in der Folge nicht nur nach dem Mörder fahnden, sondern vor allem moralische Fragen und mangelnde schulische Perspektiven von Kindern mit Migrationshintergrund diskutieren. Da darf der Senf von Julia Bootz (Maja Schöne), die sich um die Schullaufbahn der eigenen Tochter sorgt, natürlich nicht fehlen. 

Und die von einem Verehrer mit Rosen bedachte Staatsanwältin Emilia Alvarez (Carolina Vera) und Assistentin Nika Banovic (Miranda Leonhardt) müssen stirnrunzelnd zur Kenntnis nehmen, dass die Stuttgarter Kommissare mit Herz schon mal ein Auge zudrücken, wenn zwanzig illegal in einer Zuffenhausener Großreinigung untergebrachte Einwanderer nach einer Großrazzia die Abschiebehaft droht. 

Klar, dass bei so vielen Nebenkriegsschauplätzen die Spannung spürbar auf der Strecke bleibt – darum bedient sich das Drehbuchautorengespann um Eva Zahn und Volker A. Zahn, das gut ein Jahr später auch das Skript zum Stuttgarter Tatort Scherbenhaufen beisteuert, eines banalen Kniffs.

Um ein wenig künstliche Spannung zu schüren, baut das Zahn-Duo nämlich einfach einen bedrückenden Nebenhandlungsstrang in die Story ein, der sich dem traurigen Schicksal und nächtlichen Streifzug der beiden Waisenkinder Deniz (Lukas Schust, Die Falle) und Ella (Ella Zirzow, ebenfalls in Die Falle zu sehen) widmet, die nach dem Tod der Mutter in der nächtlichen Landeshauptstadt auf sich allein gestellt sind. Dass die kleine Ella zu allem Überfluss mit einer lebensgefährlichen Krankheit zu kämpfen hat, steht beispielhaft für das Bemühen, den Zuschauer auf Teufel komm raus zum Mitfühlen zu bewegen, weil sich aus der Kriminalhandlung selbst nur wenig Reiz ergibt.

Immerhin: Trotz des Mitwirkens zweier prominenter TV-Gesichter – in Nebenrollen agieren Martin Brambach (Falsch verpackt) und Karl Kranzkowski (Unter Kontrolle) – ist die Auflösung vergleichsweise knifflig, denn der Schauspieler, der den Mörder mimt, ist ein vergleichsweise unbeschriebenes Blatt.

Retten tut dies den 779. Tatort am Ende aber nicht: Zu groß sind die Versäumnisse beim natürlichen Spannungsaufbau, zu seicht der Umgangston in Dienstwagen und Präsidium, zu offensichtlich der Versuch, vernünftige Sozialkritik in einen Krimi nach Schema F zu quetschen. Und dann ist da noch der Zwischenfall auf dem Cannstatter Wasen, bei dem sich Lannert tölpelhaft vom kleinen Deniz in einer Telefonzelle einsperren lässt, und der eher in die Kategorie "gut gemeint" als in die Kategorie "gut gemacht" fällt.

Bewertung: 3/10

Der letzte Patient

Folge: 778 | 31. Oktober 2010 | Sender: NDR | Regie: Friedemann Fromm
Bild: NDR/Marc Meyerbröker
So war der Tatort:

Felserfrei.

Denn die vielbeschäftigte Mutter und niedersächsische Hauptkommissarin Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) muss in Der letzte Patient nach acht gemeinsamen Tatort-Jahren zum ersten Mal ohne ihren Mitbewohner und einzigen Freund Martin Felser (Ingo Naujoks) auskommen, der zuletzt nur noch fürs Babysitten des kleinen David Lindholm (Robin Baran Birdal) zuständig war.

"Es ging für den Charakter von Martin einfach nicht mehr weiter", hatte Naujoks der BILD-Zeitung frustriert zu Protokoll gegeben und als Tatort-Darsteller den Dienst quittiert. Wer allerdings glaubt, dass dies für den NDR ein Grund wäre, Felser ab sofort aus den Drehbüchern des Niedersachsen-Tatorts zu streichen, ist schief gewickelt.

Astrid Paprotta, die auch das Drehbuch zur Lindholm-Folge ...es wird Trauer sein und Schmerz schrieb, tischt dem Publikum eine wenig schlüssige Erklärung für Felsers Flucht aus der gemeinsamen WG auf. Abstand brauche er, der Martin, und Zeit für sich selbst. Dass er trotzdem fleißig mit Lindholms Mutter Annemarie (Kathrin Ackermann, Atemnot) telefoniert und sich nach dem kleinen David erkundigt, ohne persönlich auf der Bildfläche zu erscheinen, wirkt für den um den Abschied von Naujoks wissenden Zuschauer doch ziemlich amüsant.

Und überhaupt: Der zuverlässige, selten über sein Dasein mosernde Dauerkinderhüter soll ohne ein persönliches Wort über Nacht aus der Wohnung getürmt sein? Wohl kaum. Was die gestresste Kommissarin Lindholm kaum begreifen kann, gilt dürfte für viele Zuschauer in gleichem Maße gelten. Doch was bleibt den Autoren angesichts der Naujokschen Entscheidung auch anderes übrig?

Dass sich keine triftigere Begründung für Felsers Flucht finden lässt, hat sich der NDR letztlich selbst zuzuschreiben, weil der Sender den sympathischen Krimi-Autor zuletzt nur noch über seinen Dienst als Babysitter definierte und als einst vielversprechende Nebenfigur (z.B. in Lastrumer Mischung) zunehmend links liegen ließ.

Immerhin: Der 778. Tatort hat mehr zu bieten als dieses unglaubwürdige Abschiedsszenario, das in den folgenden Lindholm-Folgen noch weiter strapaziert wird, und weiß als Krimi durchaus zu überzeugen. Die Rahmenhandlung um Missbrauch und Misshandlung des geistig zurückgebliebenen Tim König (Joel Basman, Liebeswirren) arbeiten Paprotta und Regisseur Friedemann Fromm (Perfect Mind: Im Labyrinth) stimmig aus, die Charaktere porträtieren sie angenehm differenziert.

Dass Der letzte Patient gut unterhält, liegt aber auch an der guten Besetzung: Neben Furtwängler, die mehrfach den Tränen nahe ist und die emotionale Achterbahnfahrt der Kommissarin glaubhaft auf die Mattscheibe bringt, sind es vor allem Basman und Jan Messutat (Der Schrei), die mit starkem Schauspiel in Erinnerung bleiben.

Auch Ingo Naujoks wird als Mitbewohner Martin Felser unvergessen bleiben – wenn auch eher wegen seiner früheren Auftritte im Tatort aus Niedersachsen.

Bewertung: 6/10

Borowski und eine Frage von reinem Geschmack

Folge: 777 | 24. Oktober 2010 | Sender: NDR | Regie: Florian Froschmayer
Bild: NDR/Marion von der Mehden
So war der Tatort:

Gastfreundlich.

Denn in Borowski und eine Frage von reinem Geschmack feiert eine Schauspielerin ihr Tatort-Debüt, die in Pornofilmen wie Die megageile Kükenfarm erste Nackt-Erfahrungen vor der Kamera sammelte und später auf Filmfestivals für Furore sorgte: Gegen die Wand-Star Sibel Kekilli, die ab 2011 in der Rolle der Sarah Brandt an der Seite des Kieler Hauptkommissars Klaus Borowski (Axel Milberg) ermittelt.

In diesem Tatort erhalten die Zuschauer einen Vorgeschmack auf das, was sie in Zukunft erwartet, denn Brandt erweist sich als gute Gastgeberin und stellt Borowski & Co. als Wiedergutmachung für einen Auffahrunfall ihr abgelegenes Landhaus als Einsatzzentrale zur Verfügung: Ganz in der Nähe ihres von Wildschweinen in Mitleidenschaft gezogenen Grundstücks findet eine Geldübergabe statt und lässt sich vom Dachboden aus wunderbar mit dem Fernglas überwachen. Doch was ist passiert?

Die Drehbuchautoren Kai Hafemeister, Christoph Silber (Schwanensee) und Thorsten Wettcke (Zwischen den Ohren) setzen auf einen ungewöhnlichen Todesfall: Der 15-jährige Florian Hölzel bricht beim Beachvolleyball tot zusammen, nach dem er sich einen kräftigen Schluck aus der "Vitanale"-Flasche seines Vaters Andreas (Markus Hering, Côte d'Azur) gegönnt hat – und die Spur führt direkt in die Molkerei, in der der umstrittene Drink hergestellt wird.

Die kühle Betriebsleiterin Liane Kallberg (Esther Schweins, Bierkrieg) und ihr Vater Alfons (Joachim Bißmeier, Alter Ego) werden nun von einem Unbekannten erpresst und verteidigen die angeblich vitalisierende Wirkung ihres Produkts mit fragwürdigen Studien gegen jede Kritik von außen. Selbst Borowski staunt nicht schlecht, als ihm Kallberg erklärt, warum dem von Natur aus weißen Milchgetränk gelber Farbstoff beigemischt wird.


KALLBERG:
Für den Konsumenten muss es nicht nur nach Energie schmecken, sondern auch so aussehen. Das haben wir aufwändig getestet.


Das Anliegen der Filmemacher ist klar: Sie möchten Kritik an den Herstellern der zweifelhaften Produkte üben und am Konsumverhalten all derer, die weltweit jährlich rund 5 Milliarden Liter Energydrinks in sich hineinschütten. Dabei zeichnen sie allerdings ziemlich schwarz-weiß.

Da gibt es auf der einen Seite die abgebrühte Kallberg und Opfer Hölzel, den es bis zum tragischen Tod seines Sohnes nicht die Bohne interessiert hat, was er da eigentlich in sich hineinschüttet, und auf der anderen Seite Vegetarierin Brandt und Lianes Bruder Paul (Thomas Scharff, Edel sei der Mensch und gesund), der als überzeugter Bio-Bauer Kuh-Aktien anbietet – die regelmäßige Auszahlung von Naturalien als Belohnung für eine Investition in seinen Betrieb.

Immerhin: Der handwerklich talentierten Veggie-Hackerin Brandt, die im 777. Tatort irgendwie immer aussieht, als wäre sie gerade aus dem Bett gekommen, gestehen die Autoren einmal im Monat ein saftiges Steak zu, und mit Töchterchen Melinda Kallberg (Sonja Gerhardt) installieren sie eine (wenn auch überzeichnete) Figur, die zwischen die verhärteten Fronten gerät.

Ihre dünne Liebelei mit dem Öko-Aktivisten Kai Mauvier (Christoph Letkowski, Zorn Gottes) bringt die Geschichte allerdings kaum voran – stärker ist da schon der Moment, in denen Opa Alfons die Kleine zur Seite nimmt und ihr erzählt, wie er im zarten Alter von 15 Jahren den Betrieb seines verstorbenen Vaters übernehmen musste.

Hier liegt der Schlüssel zur durchaus kniffligen Auflösung der Whodunit-Konstruktion, die die Filmemacher gekonnt mit der Erpressungsgeschichte in Einklang bringen – doch im Vergleich zu anderen Kieler Tatort-Folgen der jüngeren Vergangenheit (vgl. Borowski und das Mädchen im Moor) kann Borowski und eine Frage von reinem Geschmack bei weitem nicht mithalten. Zu deutlich wird zwischen bösen Drinkherstellern und braven Bio-Bauern unterschieden, zu konstruiert wirkt der emotionale Showdown.

Für die Geschichte des Krimis aus der Fördestadt ist der dritte Tatort von Regisseur Florian Froschmayer (Der Polizistinnenmörder) dennoch hochinteressant – weil auf Psychologin Frieda Jung (Maren Eggert) nur noch ein Türschild hinweist und sich die späteren Partner Borowski und Brandt bei dieser vorgezogenen Begegnung ausgiebig beschnuppern dürfen.

Bewertung: 5/10

Der Schrei

Folge: 776 | 17. Oktober 2010 | Sender: SWR | Regie: Gregor Schnitzler
Bild: SWR/Peter A. Schmidt
So war der Tatort:

Selbsterklärend.

Die Ludwigshafener Hauptkommissare Lena Odenthal (Ulrike Folkerts), Mario Kopper (Andreas Hoppe) und alles, was im 776. Tatort sonst noch mit Dialogzeilen gesegnet ist, machen es sich in Der Schrei nämlich zur Daueraufgabe, immer noch einen Satz mehr zu sagen als eigentlich notwendig.

Das beginnt schon beim einleitenden Fund einer Mädchenleiche, die ein T-Shirt mit Sonnenmotiv und der Aufschrift "I'm a princess" trägt: "Manchmal hasse ich unseren Job", resümiert Odenthal frustriert, und spricht damit aus, was die Kamera längst erzählt hat.

Und es geht munter weiter: "Als Kinderficker bist du für alle der Arsch", klagt der verurteilte Triebtäter, "Kinder sind leicht zu manipulieren," erklärt Odenthal wissend, und für all jene, die trotz Koppers Hinweis auf ein wichtiges Skype-Gespräch nach Kroatien zwei Minuten später schon wieder verdrängt haben, wohin der Kommissar doch gleich webtelefoniert, hängt die Tatort-Requisite sicherheitshalber eine riesige Kroatienflagge an die Wand im Hintergrund.

Zumindest die Verpackung des Krimis sollte stimmen, wenn der Inhalt schon schwächelt, aber: Kaffeetassen werden mit Kaffee gefüllt, der in typischer Fernsehfilmmanier nur zum Mund geführt und nicht getrunken wird, gedreht wird in tristen, menschenleeren Freizeitparkruinen, durch die angeblich Tausende von Menschen strömen, und der Soundtrack zum Krimi stammt von – kein Scherz – der damals noch angesagten Teenieband Tokio Hotel ("Schrei!").

Der Schrei wirkt von vorne bis hinten durchgeplant und aufgesetzt – und wäre angesichts der Zentner an Laubwerk, die in den surrealen Traumsequenzen durch die Wohnung der labilen Mutter Ruth Fichter (Annika Kuhl, Nachtgeflüster) wehen, mit Das Laub deutlich treffender betitelt.

Dass gerade die Anleihen beim Psychothriller wirkungslos verpuffen und statt der erhofften Gruselmomente lediglich unfreiwillige Lacher produzieren, ist bemerkenswert, hat Regisseur Gregor Schnitzler (Das schwarze Grab) doch unter anderem kurzweilige Kinoerfolge wie Soloalbum oder deutsche Independent-Perlen wie Was tun, wenn's brennt in seiner Vita stehen. Was Schnitzler hier allerdings leistet, wirkt von der ersten bis zur letzten Minute unglaublich verkrampft.

Die Inszenierung könnte selbstverliebter und unstimmiger kaum ausfallen, steht angesichts der fürchterlich künstlichen Dialoge, die Harald Göckeritz (Mord in der ersten Liga) in sein Drehbuch schreibt, aber ohnehin auf verlorenem Posten. Zu allem Überfluss muss sich Kopper auch noch mit einem nervtötenden Steppke herumschlagen, der das halbe Polizeipräsidium mit müden Streichen zur Weißglut bringt und auf der Sympathieskala die Werte von Jar-Jar Binks aus Star Wars - Episode I noch mühelos unterbietet.

Wäre der Ermittler nicht so ein putziger Schlafliedsänger – ein zweiter Punkt auf der Bewertungsskala, den sich diese völlig missglückte Folge noch so eben mit Ach und Krach verdient, wäre kaum zu rechtfertigen.

Bewertung: 2/10

Spargelzeit

Folge: 775 | 10. Oktober 2010 | Sender: WDR | Regie: Manfred Stelzer
Bild: WDR/Martin Menke
So war der Tatort:

Stilsicher.

In der wohl köstlichsten Szene der 775. Tatort-Folge marschiert Professor Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) nämlich gewohnt elegant in schwarz-weiß gemusterten Gummistiefeln auf – ein Designermodell, versteht sich, das perfekt auf seinen Anzug abgestimmt ist und natürlich nicht von jedermann getragen werden kann ("Ich weiß, guter Geschmack macht sehr einsam."). 

Weitaus weniger souverän bei der Wahl des richtigen Schuhwerks agiert Hauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl), der sich beim Schuster hochwertige Lederschuhe aufschwatzen lässt, aber schon wenig später von schmerzhaften Blasen gequält wird. Das wieder um ist eine Steilvorlage für Boerne, der für die 140 Euro teuren "Billigschuhe"  nur ein verächtliches Augenrollen über hat.

Es sind Szenen wie diese, die den 18. gemeinsamen Einsatz der Münsteraner einmal mehr zu einem Heidenspaß machen, wenngleich das ungleiche Duo stellenweise unter Beweis stellt, dass es auch ernst sein kann: Boerne und Thiel zeigen sich in den Gesprächen mit der kleinen Julia Pütz (Matilda Merkel, Eine andere Welt), die Thiel konsequent duzt und Boerne konsequent siezt, verständnisvoll und einfühlsam.

Ganz anders geht es natürlich im Boerneschen "Leichenbunker" zu, in dem die kleinwüchsige Silke "Alberich" Haller (Christine Urspruch) beim Gespräch über den Knochenjob Spargelernte wieder geduldig die Frotzeleien ihres selbstverliebten Vorgesetzten über sich ergehen lässt.


BOERNE:
Der Job ist perfekt für Ihresgleichen. Kein Bücken bei der Ernte und es braucht nicht mehr als Ihre süßen kleinen Trippelschritte, um von einem Spargel zum anderen zu kommen.


Während die humorvollen Dialoge in Spargelzeit gewohnt köstlich ausfallen und das Drehbuch von Jürgen Werner (Klassentreffen) und Peter Zingler (Zielscheibe) den Fans gleich ein halbes Dutzend spaßiger Zitate liefert, lässt die eigentliche Rahmenhandlung um den Mord auf einem Spargelfeld aber etwas an Dynamik vermissen: Die Suche nach dem Mörder will nicht recht auf Touren kommen, zumal Pferde- und Ernährungsexperte Boerne immer wieder amüsante Vorträge über die Vorzüge des teuren Gemüses hält.

Spätestens, als er bei der Steigerung der männlichen Potenz ankommt, wird es aber selbst für Münster-Verhältnisse zu albern. So bringt einzig der Undercover-Einsatz von Nadeshda Krusenstern (Friederike Kempter), die Thiel als kopftuchtragende Spargelstecherin aufs Feld abkommandiert, ein wenig Schwung ins Geschehen.

Die halbherzige Sozialkritik an Niedriglöhnen für polnische Gastarbeiter verpufft hingegen ohne echten Denkanstoß. Als effektiver erweist sich da schon der Verdachtsmoment gegen "Vattern" Herbert Thiel (Claus Dieter Clausnitzer), der Staatsanwältin Wilhelmine Klemm (Mechthild Grossmann) gehörig auf Trab hält.

So ordnet sich Spargelzeit unterm Strich in der oberen Hälfte der Fälle aus Münster und auch noch knapp im grünen Bereich der Krimireihe ein.

Bewertung: 7/10

Die Heilige

Folge: 774 | 3. Oktober 2010 | Sender: BR | Regie: Jobst Oetzmann
Bild: BR/Kerstin Stelter
So war der Tatort:

Weit weniger heilig, als es der Krimititel nahelegt, man könnte fast sagen: unheilig.

Die titelgebende Gefängnisaufseherin Marie Hoflehner (Anneke Kim Sarnau) ist nämlich alles andere als Die Heilige, die so mancher Häftling in ihr sieht: Sie verhilft dem inhaftierten Hassan Adub (Mehdi Nebbou) in einem Papiercontainer zur Flucht aus der berühmt-berüchtigten JVA Stadelheim, in der einst Adolf Hitler oder die Geschwister Scholl einsaßen – wie der Vollzugsbeamte Reisig (Peter Rappenglück, Wir sind die Guten) nicht ganz ohne Stolz betont.

Der 774. Tatort ist kein typischer Krimi, sondern eine Mischung aus Drogendrama, Knastthriller und klassischem Whodunit – daher quartieren sich die Münchner Hauptkommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) diesmal auch nicht im Polizeipräsidium, sondern in einem muffigen Kellerraum der Justizvollzuganstalt ein. In der Höhle des Löwen ermittelt es sich eben am besten – und wenn im improvisierten Büro die Ratten aus der Kloschüssel zu klettern drohen, wird die im Abwasser steckende Toilettenbürste schon mal zur Alarmanlage umfunktioniert.

Leitmayrs Angst vor ungebetenen Nagern auf seinem Schreibtisch ist dann aber auch schon das Amüsanteste in diesem Tatort, in dem Regisseur Jobst Oetzmann (Im freien Fall), der gemeinsam mit Magnus Vattrodt (Herrenabend) auch das Drehbuch zum Film schrieb, dem Publikum nur wenige Momente zum Schmunzeln einräumt: Die Heilige ist ein harter und emotionaler Knastkrimi, in dem die knackig inszenierte Auftaktgeiselnahme von Häftling Nic Schuster (Sascha Alexander Gersak, Hydra) am Ende fast in Vergessenheit gerät.

Dass Schuster seinem Mithäftling Charly Bause (Heinz-Josef Braun) einleitend ein Messer an den Hals hält, hätte zwar allein schon Stoff für neunzig spannende Tatort-Minuten geboten – doch anders als im ähnlich gelagerten Kölner Tatort Franziska ist der Schwerverbrecher schon nach wenigen Minuten überwältigt und eine Nacht später an einer Überdosis Heroin verstorben. Mord?

Es ist nicht nur die Antwort auf die Täterfrage, die das Geschehen in der Folge vorantreibt – fast noch spannender als die Auflösung gestaltet sich das Schicksal von Wärterin Hoflehner und dem entflohenen Adub, die sich fernab der Haftanstalt schnell näherkommen.

Während Hoflehner an das Gute im Ausbrecher zu glauben scheint und Adub in sein Heimatland Algerien schicken möchte, trifft der sich lieber mit seinen alten Komplizen Alexis (Wolfgang Menardi, Tot bist Du!), Günni (Adam Jaskolka) und Tom-Tom (Ben Akkaya, Die Sonne stirbt wie ein Tier) zum Ausbaldowern neuer Taten.

Leider bleiben die drei Ex-Knackis – anders als ihr Ex-Kompagnon – klischeebeladene Abziehbilder, und auch der junge Deniz (Edin Hasanovic, Gegen den Kopf), den die Verbrecher unter ihre Fittiche genommen haben, gibt beim Verhör nur naive Teenie-Plattitüden zum Besten ("Ich dachte immer, Gangster sein ist cool, aber ich bin kein Gangster.").

Vielleicht sind es einfach ein paar Figuren zu viel in diesem Tatort, dem es bei den vielen Szenen ohne Batic und Leitmayr spürbar an einer Identifikationsfigur mangelt: Die toughe Fluchthelferin Hoflehner sammelt trotz ihrer vermeintlich guten Absichten kaum Sympathiepunkte, wenngleich die spätere Rostocker Polizeiruf 110-Kommissarin Anneke Kim Sarnau (Hundeleben) in dieser Rolle vor allem im Zusammenspiel mit Mehdi Nebbou (Der Finger) eine bärenstarke Leistung abliefert.

Der dramatische Showdown, zu dem die bis dato oft ratlosen Kommissare pünktlich am Ort des Geschehens auf der Matte stehen, reißt daher auch nur bedingt mit – und Die Heilige reicht trotz vieler toller Momente unter dem Strich nicht ganz an hochkarätige(re) Knastkrimis wie Wer das Schweigen bricht heran.

Bewertung: 7/10

Die Unmöglichkeit, sich den Tod vorzustellen

Folge: 773 | 26. September 2010 | Sender: rbb | Regie: Christine Hartmann
Bild: rbb/Hans-Joachim Pfeiffer
So war der Tatort:

Künstlerisch.

Und das nicht nur beim einleitenden, spektakulären Todesfall, den die Berliner Hauptkommissare Till Ritter (Dominic Raacke) und Felix Stark (Boris Aljinovic) bei ihrem 23. gemeinsamen Einsatz in Die Unmöglichkeit, sich den Tod vorzustellen aufzuklären haben: Der extrovertierte Künstler Hanns Helge (Max von Thun, Lohn der Arbeit) liegt tot in einem aufwendig zurecht gemachten Bett – erschlagen von einer riesigen Panzerglasplatte, die er im Rahmen seiner ungewöhnlichen Installation über dem Bett montiert hatte.

Das morbide, tödliche Kunstwerk ist nur eines von vielen: Helge malte Bilder mit seinem eigenen Blut, benutzte in seinen Werken mit Vorliebe Quecksilber und Sprengstoff und kreierte in bester Jigsaw-Manier immer wieder ausgefallene Todesfallen, für die Kunstliebhaber seiner blondgelockten Galeristin Oana von Wilm (Karoline Eichhorn, Klassentreffen) ein Vermögen zu zahlen bereit waren.

Verdächtige gibt es im 773. Tatort, den Drehbuchautorin Beate Langmaack (Das Recht, sich zu sorgen) und Regisseurin Christine Hartmann (Schwarzer Peter) als klassischen Whodunit anlegen, genügend, und sie alle sind fest in der freizügigen Berliner Kunstszene verwurzelt: Helges freche Muse Patty (Josefine Preuß, Vermisst) steht Stark wie selbstverständlich in Unterwäsche Rede und Antwort und Aktmodell Anna Linde (Brigitte Hobmeier, Häschen in der Grube) verzichtet in der Zeichenstunde, bei der ihr Ritter seinen ersten Besuch abstattet, gleich ganz auf ihre Kleidung.

Für die Damenwelt findet Frauenheld Ritter diesmal jedoch keine Zeit – der Tatort wäre schließlich nicht der Tatort, wenn er Die titelgebende Unmöglichkeit, sich den Tod vorzustellen, nicht auch mit dem persönlichen Schicksal der Ermittler verknüpfen würde. Ritter muss völlig unerwartet den Suizid seines Onkels beklagen, der ihm seine Sorgen und Probleme trotz vieler gemeinsamer Thai-Essen offenbar über Jahre verschwiegen hat und den Berliner Hauptkommissar in eine ungewohnt nachdenkliche, selbstreflexive Phase stürzt.

Das passt hervorragend zur melancholischen Grundstimmung des Tatorts, in dem die Kitschklippen gekonnt umschifft werden und in dem mit einem unschuldigen blonden Knaben passenderweise ein Sinnbild des neuen Lebens den Schlüssel zur Klärung der Täterfrage bildet. Leider muss ausgerechnet Ritters Kollege Stark in Sachen Frauengeschichten in die Bresche springen und Galeristin von Wilm schöne Augen machen – ein unnötiger Nebenkriegsschauplatz, der den Tatort zu keinem Zeitpunkt voranbringt.

Amüsanter fällt da schon der Verweis auf die erste Begegnung der Berliner Kommissare in Berliner Bärchen aus, bei dem Stark seinem neuen Kollegen Ritter auf dem Parkplatz des Präsidiums 2001 die Stoßstange demolierte.


STARK:
Das ist das Auto, in dem ich dich kennengelernt hab, weißte noch?

RITTER:
Ja, aufm Parkplatz. Werd ich nie vergessen.


Bewertung: 6/10

Bluthochzeit

Folge: 772 | 19. September 2010 | Sender: SWR | Regie: Patrick Winczewski
Bild: SWR/Stephanie Schweigert
So war der Tatort:

Menschenleer.

Vieles im Tatort Bluthochzeit, der die Konstanzer Hauptkommissarin Klara Blum (Eva Mattes) fernab des geliebten Bodensees über abgelegene Landstraßen, endlos grüne Wiesen und in düstere Wälder führt, erinnert an die starke Vorgängerfolge Der Polizistinnenmörder, die gut acht Monate vor der Erstausstrahlung von Bluthochzeit im Ersten auf Sendung ging.

Diesmal sind die Rollen allerdings vertauscht: Blum, die erneut ohne ihren im Präsidium ausharrenden Kollegen Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) loszieht, ist diesmal nicht die Gejagte, sondern die Jägerin, und macht sich gemeinsam mit dem frisch verheirateten Hanno Brünner (Peter Kremer, Todesbilder) auf die Suche nach dessen nach altem Brauch entführter und zugleich in Lebensgefahr schwebender Braut Beate Gellert (Petra Schmidt-Schaller, ermittelt später als Tatort-Kommissarin Katharina Lorenz in Hamburg und Umgebung). 

Doch während die vermeintliche Abstinenz der menschlichen Bevölkerung im Polizistinnenmörder, in dem Blum und ihr Schweizer Kollege Reto Flückiger (Stefan Gubser) mit einem Strafgefangenen durch verschneite Bergregionen stiefeln und von Ganoven unter Beschuss genommen werden, vortrefflich mit den eisigen Winterlandschaften harmoniert und sich enorm spannungsfördernd auswirkt, will sich die offensichtliche Menschenleere beim alkoholschwangeren Ausflug in Bluthochzeit nie wirklich mit der idyllischen Wald- und Wiesenkulisse im baden-württembergischen Frühling vereinbaren lassen. 

Bis auf einen Gastwirt, bei dem die Braut und ihre vier Entführer auf ein paar Bierchen einkehren, scheint die Gegend wie ausgestorben. Nun finden Hochzeitsfeiern in aller Regel am Wochenende statt – doch an den herrlichen Ausflugsecken, die die Truppe im Laufe ihrer Odyssee ansteuert – einen malerischen Badesee, plätschernde Gebirgsbäche und einen Sessellift – ist in diesem Tatort keine Menschenseele anzutreffen.

Patrick Winczewski (Tod auf dem Rhein), der unter anderem bei den Bodensee-Krimis Im Netz der Lügen und Nachtkrapp Regie führte, steht vor einem Dilemma: Er inszeniert den 772. Tatort, dessen Verfolgungsjagd über Stock und Stein im späteren Katastrophentatort Der Wald steht schwarz und schweiget wieder aufgewärmt wird, durchaus packend, die Geschichte von Drehbuchautor Stefan Dähnert (Schlaraffenland) aber wirkt viel zu konstruiert. 

Dass keiner der vier männlichen Hochzeitsgäste, die alle ein Geheimnis mit sich spazieren tragen, den anderen kennt und man sich einander erst nach einer guten Stunde vorstellt, ist ein weiteres Beispiel für den seltsam künstlich erzeugten Spannungsbogen und die mangelnde Glaubwürdigkeit, an der Bluthochzeit nach einem bleihaltigen Auftakt mit Beginn der Brautentführung zunehmend krankt. 

Da passt es ins Bild, dass Braut und Bräutigam, die ein rund zwanzigjähriger Altersunterschied trennt, nicht recht zueinander passen wollen und mit dem stocksteifen Üppe (Godehard Giese, Fette Hunde), den man zum Tragen einer – Hallo! Ich bin verklemmt! – Männerhandtasche nötigt, ein echtes Vorzeige-Muttersöhnchen mit von der Partie ist. 

Dreimal darf geraten werden, wer am Ende wohl das schwächste Glied in der Kette der angetrunkenen Entführer ist. Na?

Bewertung: 4/10

Schmale Schultern

Folge: 771 | 12. September 2010 | Sender: WDR | Regie: Christoph Schnee
Bild: WDR/Uwe Stratmann
So war der Tatort:

Therapeutisch.

In Schmale Schultern beschränkt sich der Kreis der Tatverdächtigen nämlich auf zwei (Ex-)Familien, deren Mitglieder fleißig miteinander streiten und einander die Krätze an den Hals wünschen – und so dürfen sich die Kölner Hauptkommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) wie später in Familienbande, Trautes Heim oder Der Fall Reinhardt als Therapeuten versuchen.

Da sind zum einen die geschiedenen Jens (Pierre Besson, Schwarzer Peter) und Claudia Otten (Nina Petri, Leerstand) sowie ihre Kinder, die aufmüpfige Teenager-Göre Laura (Michelle Barthel, Hinkebein) und der kleine Benjamin (Mateo Wansing Lorrio): Jens Otten wollte eigentlich seine neue Freundin Regina Scheffler heiraten und seiner Ex-Frau den Unterhalt kürzen, weshalb sich die beiden immer wieder auf Kosten der Kinder heftig gestritten hatten – doch die schwangere Scheffler wurde aus dem Fenster ihrer Wohnung gestoßen und Otten vermutet, dass seine Tochter Laura und ihr Freund Patrick Cosca (Ben Unterkofler) etwas mit dem Mord zu tun haben.

Auch zwischen dessen Eltern Maria (Sema Meray, Schützlinge) und Ralf (Thomas Sarbacher, Frohe Ostern, Falke) kriselt es gewaltig, denn Ralf wird ein Verhältnis mit dem Opfer nachgesagt. "Der Täter hat das Opfer gekannt", bringt Ballauf das früh Offensichtliche auf den Punkt und vermittelt noch an einer anderen Front zwischen zwei zerstrittenen Parteien derselben Familie: Zwischen Schenk und seiner Tochter Melanie (Karoline Schuch), die sich im Urlaub einen durchtrainierten Surflehrer (Gerdy Zint, Dunkelfeld) angelacht hat und ihn kurzerhand bei sich und ihrer kleinen Tochter einziehen lässt, obwohl sie ihn erst seit zwei Wochen kennt.


MELANIE:
Kannst froh sein, dass Max mit mir geredet hat, sonst würde ich hier nicht stehen.

FREDDY:
Wieso mischt sich der denn schon wieder ein?

MELANIE:
Er ist Teil der Familie!


Unterm Strich verstehen sich die Ermittler in diesem Krimi unter Regie von Christoph Schnee (Trautes Heim) trotzdem noch am Besten, was selbst für den Kölner Tatort untypisch ist. Dadurch bleiben sie aber eher blass: Während sich Schenk über die Naivität und den Männergeschmack seiner Tochter echauffiert, führt Ballauf einen einsamen Kampf gegen den miserablen Kaffee im Präsidium, der in einer ziemlich müden Pointe gipfelt.

Die Drehbuchautoren Jürgen Werner (Tanzmariechen), Stephan Wuschansky und Ulrich Brandt haben die Nebenfiguren deutlich interessanter angelegt, weil diese den nötigen Tiefgang mitbringen: Die im Kölner Tatort häufig zu beobachtende Schwarz-Weiß-Malerei bleibt bei der Charakterzeichnung aus und die Motive der geschiedenen Ottens sind für den Zuschauer nachvollziehbar. Überhaupt ist das Thema Scheidung und deren Auswirkungen auf die Finanzen der einstigen Eheleute relativ unverbraucht, was für frischen Wind in der Krimireihe sorgt.

Positiv hervorzuheben sind außerdem die Schauspieler: Jungschauspieler Mateo Wansing Lorrio darf in den Anfangsminuten mit sichtlicher Freude ein Vokabular im Stile des späteren Hamburger Tatort-Kommissars Nick Tschiller (Til Schweiger) vortragen ("Ficken, ficken, fick dich!") - zugleich zeigt seine anrührende Darstellung des Scheidungskinds, das nach der Trennung seiner Eltern plötzlich wieder ins Bett nässt, wie stark Kinder von einer solchen Situation beeinflusst werden können.

Neben den uninspirierten Privatgeschichten der Ermittler hat Schmale Schultern aber noch weitere Schwachstellen: Allzu häufig darf Kommissar Zufall mitermitteln – zum Beispiel dann, wenn anfangs niemand die veränderte Position der Mülltonnen am Tatort bemerkt und Ballauf später beiläufig von einer Nachbarin darauf hingewiesen wird.

Andere Szenen sind ziemlich lachhaft: Schenk springt auf eine Lokomotive auf, um einen Verdächtigen zu verfolgen – dabei scheint sich der Lokführer (der bekanntlich die Bremse bedient) weder an dem blinden Passagier, noch an zwei rennenden Personen auf den Gleisen zu stören. Der Flüchtende versucht zudem, schneller vor der Lok wegzulaufen, bis ihn Schenk schließlich am Kragen packt, dabei hätte er doch nur zur Seite laufen müssen. Logikfehler sind in der Fiktion zwar kaum unvermeidbar, doch schmälern sie das Vergnügen erheblich, wenn sie wie hier fast slapstickhafte Züge annehmen.

Unterm Strich ist der 771. Tatort damit ein solider Durchschnittskrimi, der vor allem mit vielschichtigen Charakteren und dem bis dato im Tatort recht unverbrauchten Scheidungsthema punktet.

Bewertung: 5/10

Glaube, Liebe, Tod

Folge: 769 | 29. August 2010 | Sender: ORF | Regie: Michael Riebl
Bild: rbb/Hubert Mican
So war der Tatort:

Halbherzig.

Und wer nicht mit ganzem Herzen bei der Sache ist, muss zwangsläufig scheitern. So einfach kann das manchmal sein – zumindest wenn man der simplen Philosophie der Glaubensgemeinschaft "Epitarsis" Glauben schenkt.

Epitarsis ist in Glaube, Liebe, Tod so etwas wie die Tatort-Variante von Scientology: Eine weltweit operierende Organisation unter dem Deckmantel des gemeinsamen Glaubens, die leichtgläubigen Beitrittskandidaten verspricht, bei der Überwindung der eigenen Grenzen zu helfen, damit das eigene Potenzial voll ausgeschöpft werden kann. Doch dann: ein Mord an einer Austrittskandidatin.

Klar, dass der Wiener Ermittler Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) den Täter zuerst im gläsernen Hauptquartier der gefährlichen Sekte sucht, schließlich steht das Wohl der Gemeinschaft über allem – und da passt eine Aussteigerin natürlich gar nicht ins Konzept.

Leider kratzt das Drehbuch aus der Feder von Lukas Sturm (Kein Entkommen) ebenso an der Oberfläche wie das beeindruckende Epitarsis-Hochhaus an den Wolken: Glaube, Liebe, Tod liefert kaum neue Erkenntnisse über das Innenleben einer Sekte oder die Tricks und Methoden bei der Anwerbung neuer Mitglieder.

Die Gefahren, die der Beitritt in eine scientologyähnliche Glaubensgemeinschaft mit sich bringt, werden gar verharmlost: Die finanzielle Abhängigkeit wird in einem zehnsekündigen Dialog beiläufig abgehandelt, die psychische Manipulation und Überwachung der Neuankömmlinge nur grob angerissen. Ein paar Charaktertests – das war's? Wohl kaum.

Wirklich interessant wird es eigentlich erst, als nicht nur Eisners Tochter Claudia (Sarah Tkotsch, Die schlafende Schöne), sondern auch Verkehrspolizei-Kollege Karl Bindmayer (Johannes Silberschneider, Kein Entkommen), der sich undercover bei der Glaubensgemeinschaft einschleust, in die Fänge von Epitarsis zu geraten droht.

Den Innovationspreis gewinnt Sturms Skript damit nicht, doch die persönliche Befangenheit bringt den ansonsten recht lustlos agierenden Kommissar zumindest ein wenig auf Trab. Beispielhaft für Eisners mangelndes Engagement steht eine Sequenz im Schlussdrittel des von Michael Riebl inszenierten Tatorts, in der der Wiener Kommissar eine zweite Leiche in einem Appartement vorfindet: Wird die Dienstwaffe gezückt und überprüft, ob sich der Täter noch in der Wohnung befindet?

Keineswegs. Ein Griff zum Handy, und schon ist die Spurensicherung am Tatort. Das ist weder der Spannung, noch dem Realismus förderlich – und so bleibt Nebendarstellerin Victoria Trauttmansdorff (Herrenabend) als eiskalte Sektenführerin Katharina Leupold einer der wenigen Lichtblicke im 769. Tatort.

Bewertung: 4/10

Hauch des Todes

Folge: 768 | 22. August 2010 | Sender: SWR | Regie: Lars Montag
Bild: SWR/Krause-Burberg
So war der Tatort:

Wasser- und insektenreich.

Hauch des Todes ist zwar der 50. Fall von Hauptkommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) – aber bei weitem nicht ihr bester, denn er setzt von Beginn an auf Bildsprache mit der Brechstange.

In Ludwigshafen und Mannheim treibt ein brutaler Frauenmörder sein Unwesen, der seine Opfer in einem Kokon aus durchsichtiger Plastikfolie verschnürt und im Rhein versenkt – Grund genug für Regisseur Lars Montag (Kassensturz), seinen Krimi mit penetranten Wasser- und Insektenmotiven zu überfrachten: Allein acht Mal (!) zeigt Montag eine wenige Sekunden dauernde Kamerafahrt durch grünliche Algen unter Wasser, die spätestens beim dritten Mal nervt und in Sachen Farbgebung und Unschärfe nicht recht zum sonstigen Sommerlook dieser Tatort-Folge passen will.

Auch die Käfer und Raupen, die wiederholend in Großaufnahme gezeigt werden und den Hauch des Todes in der Schlusseinstellung formvollendet abrunden sollen, verfehlen ihre Wirkung: Montag will offenbar einen Hauch von Arthouse und großer Filmkunst auf die Mattscheibe bringen, inszeniert am Ende aber doch bloß einen Sonntagskrimi, dem mehr Bodenständigkeit gut zu Gesicht gestanden hätte.

Denn spätestens wenn Assistentin Edith Keller (Annalena Schmidt) auf den Knien durch die Büroräume krabbeln muss, weil Odenthals verletzter Kater Mikesch ausgebüxt ist, stellte sich ohnehin die Frage, ob cineastischer Anspruch und lahmer Vorabend-Humor hier im richtigen Verhältnis zueinander stehen.

Neben der unstimmigen Optik krankt der Hauch des Todes an einer weiteren Schwäche: Autor Jürgen Werner (Mein Revier) trifft seine Entscheidung, auf das klassische Whodunit-Prinzip zu verzichten, mindestens eine halbe Stunde zu spät.

Eigentlich ist jedem halbwegs krimierprobten Zuschauer nämlich schon beim ersten Auftritt des einmal mehr großartig aufspielenden Lars Eidinger, der 2012 in einer ganz ähnlich gelagerten Rolle als einbrechender Bösewicht in Borowski und der stille Gast ein Millionenpublikum verstört, in der Rolle des Schiffsdisponenten Daniel Tretschok klar, wo der Hase lang läuft, so dass das Rätsels Lösung mit fünf Leichen und zwei Mördern unnötig unübersichtlich gerät.

Dass ausgerechnet Odenthal ins Visier des Serienkillers gerät und in letzter Sekunde von ihrem Kollegen Mario Kopper (Andreas Hoppe) aus den Fängen des Psychopathen befreit werden muss, ist zudem alles andere als neu und war 1996 im herausragenden Fall Der kalte Tod schon deutlich besser zu sehen.

So rettet den 768. Tatort allein der blendend aufgelegte Eidinger, der seinen Frauenmörder herrlich schaurig gibt und Folkerts bei ihrem Jubiläum mühelos an die Wand spielt: Selbst nachdem der Unbekannte in Odenthals Wohnung eingedrungen und mehrfach Jogging-Fotos von ihr hinterlassen hat, scheint die Kommissarin keine nennenswerte Angst zu verspüren, ja die Begegnung mit dem Mörder förmlich zu erwarten.

In Panik gerät sie erst, als sie selbst in Folie gewickelt wird – zu spät, denn zu einem wirklich guten Tatort macht der zweifellos packend inszenierte Unterwasser-Showdown den Hauch des Todes nicht mehr.

Bewertung: 5/10

Operation Hiob

Folge: 767 | 4. Juli 2010 | Sender: ORF | Regie: Nikolaus Leytner
Bild: ORF/Satel Film/Petro Domenigg
So war der Tatort:

Stilbildend.

Denn in Operation Hiob arrangieren die ORF-Redaktion und Drehbuchautor Max Gruber (Deckname Kidon) ein Szenario, wie wir es in den Jahren danach in Wien noch sehr häufig erleben werden: Acht Monate vor dem Dienstantritt seiner Kollegin Bibi Fellner (Adele Neuhauser) wird Sonderermittler Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) von Sektionschef Ernst Rauter (Hubert Kramer) an einen Tatort gerufen – und bekommt es im Anschluss nicht nur mit ein paar Verdächtigen und einem Mörder, sondern mit dem organisierten Verbrechen zu tun.

Wenngleich sich die Zahl der Leichen – anders als etwa im ähnlich gelagerten späteren Tatort-Meilenstein Kein Entkommen – nach einem bewaffneten Überfall auf ein als Weiße-Ware-Firma getarntes Drogenlager in relativ überschaubarem Rahmen bewegt, wird eines schnell klar: Um der Übermacht der wenig zimperlichen Gegenspieler Herr zu werden, braucht es mehr als nur einen engagierten (und ziemlich übernächtigten) Sonderermittler. Und so erhält Eisner diesmal gleich doppelt Unterstützung.

Da ist zum einen der gemütliche Inspektor Bernhard Weiler (Heribert Sasse), der bereits in Exitus und Familiensache mitwirkte, regelmäßig mit seiner Frau telefoniert und sich eigentlich schon in den Ruhestand verabschieden wollte: Nach einem feuchtfröhlichen Abend mit Eisner, bei dem die beiden im Prolog des Films bei einem Glas Rotwein über die Verbrecher von damals und heute philosophieren, verrichtet Weiler wertvolle Fleißarbeit im Präsidium, in dem die gepackten Kartons schon bereitstehen.

Und da ist der BKA-Kollege Herbert Czermak (Nicholas Ofczarek, Die Geschichte vom bösen Friederich), der die titelgebende Operation Hiob gegen das Drogensyndikat des skrupellosen Ex-Geheimagenten Dr. Ziu (Kasem Hoxha, Willkommen in Hamburg) leitet: Schon bei der ersten Begegnung in der – sagen wir mal: praktisch – eingerichteten Einsatzzentrale stellt Czermak bei einer Tasse Kaffee aus dem Plastikbecher klar, dass Eisner und Rauter nach seiner Pfeife zu tanzen haben und der Einsatz seines verdeckten Ermittlers Luca Conti (Astrit Alihajdaraj) unter keinen Umständen gefährdet werden darf.


CZERMAK:
Unser Kaffee, unsere Regeln.


Solche Grabenkämpfe im Rahmen der Ermittlungen gegen das weitestgehend gesichtslose organisierte Verbrechen gibt es im Austro-Tatort – wir denken an Ausgelöscht, Angezählt oder Die Kunst des Krieges – in den Jahren danach noch häufiger, doch werden die üblichen Mechanismen der Wiener Großstadtkrimis im 767. Tatort um eine persönliche Komponente ergänzt: Auch Eisners umtriebige Tochter Claudia (Sarah Tkotsch), die zum achten Mal mit von der Partie ist und ihre Drogensucht überwunden hat, gerät ins Visier der Kriminellen.

Nicht gerade der originellste Drehbuchkniff, mit dem die Filmemacher zusätzlichen Thrill schüren, doch unterm Strich ist die Gefahrensituation, die in einem defekten Kühlschrank in Eisners Wohnung ihren Ausgangspunkt hat, für die Spannungskurve effektiv und führt zugleich dazu, dass es zwischen Eisner und Rauter zum vielleicht größten Knall in der Wiener Tatort-Geschichte kommt. Rauter trägt eine gehörige Mitschuld an Eisners Sorgenfalten und muss sich auf der Zielgeraden des Krimis eingestehen, dass er diesmal wohl zu weit gegangen ist.

Bis dahin läuft Operation Hiob unter routinierter, bisweilen etwas altbackener Regie von Nikolaus Leytner (Baum fällt) ziemlich geradlinig ab und bedient sich zahlreicher Elemente aus dem Spionagefilm: Als besonders reizvoll entpuppt sich die Überwachung der Gespräche, in denen Dr. Ziu und seine Handlanger darüber debattieren, wie man Eisners Tochter als Schwachpunkt ausnutzen könne, während der Sonderermittler das Ganze machtlos mitanhört. Später rücken SEK-Einheiten in getarnten LKW an. Spektakuläre Schießereien oder halsbrecherische Verfolgungsjagden gibt es in diesem Krimi aber nicht – dafür einen Kurztrip ins slowakische Bratislava.

Auch die Zusammenarbeit mit Weiler entpuppt sich für den Film als Gewinn. Anfangs als nutzloser Fast-Ruheständler vorverurteilt, trägt der Inspektor doch entscheidend zum Erfolg der Ermittlungen bei und verbucht einige Lacher für sich: Seine sympathische Vorliebe für Snacks am Arbeitsplatz sorgt für Schmunzler und allein die Sequenz, bei der Eisner und die Spurensicherung eine Zigarettenkippe in einem riesigen Müllberg suchen und sich Weiler genüsslich an den kulinarischen Köstlichkeiten aus seinem Abschiedspräsentkorb bedient, ist das Einschalten wert. Manchmal ist Polizeiarbeit eben auch Sisyphosarbeit.

Bewertung: 6/10