Der dunkle Fleck

Folge: 511 | 20. Oktober 2002 | Sender: WDR | Regie: Peter F. Bringmann
Bild: WDR/Michael Böhme
So war der Tatort:

Bis dato für nicht möglich gehalten. 

Ein innovatives Figurenkonzept mit einem halben Dutzend ausgefallener Charaktere, eine satirische Grundausrichtung und nicht zuletzt das Debüt der beschaulichen Studentenstadt Münster als neuer Krimi-Schauplatz: Der dunkle Fleck bringt 2002 gehörig frischen Wind in die zunehmend angestaubte Krimireihe und setzt den Startschuss für die atemberaubende Erfolgsgeschichte des neuen Ermittlerduos Frank Thiel (Axel Prahl) und Professor Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers).

Regisseur Peter F. Bringmann (Waidmanns Heil) und die Drehbuchautoren Stefan Cantz und Jan Hinter, die als Erfinder von Thiel und Boerne gelten und noch viele weitere Folgen der beiden konzipieren, punkten beim ersten Auftritt der beiden gänzlich verschiedenen Ermittler nicht nur mit einer gekonnten Einführung der neuen Personen, sondern auch mit köstlicher Liebe zum Detail: Thiels Handy beispielsweise spielt bei eingehenden Anrufen einen Hans Albers-Klingelton als Hommage an seine hanseatische Heimatstadt. 

Und Jan Josef Liefers stiehlt dank der köstlichen Überheblichkeit seines schlagfertigen Rechtsmediziners Karl-Friedrich Boerne schon bei seinem ersten Tatort-Auftritt fast jede Szene.


BOERNE:
Sie sind kein Freund von Nebensätzen, oder?


Axel Prahls norddeutscher Hauptkommissar Frank Thiel fällt als Figur deutlich unspektakulärer, aber herrlich unterkühlt aus, und bildet dadurch von Beginn an den perfekten Gegenpol zu seinem neuen Kollegen und Vermieter. 

Der dunkle Fleck lebt wie auch viele weitere Tatort-Folgen aus Münster von seinen messerscharfen Dialogen, der entwaffnenden Political Incorrectness (so erklärt Staatsanwältin Klemm dem Zuschauer, warum Boerne seine Assistentin Silke Haller "Alberich" nennt) und der perfekt getimten Situationskomik. 

Und nicht zuletzt weil die einfallsreiche Rahmenhandlung um eine jugendliche Moorleiche inklusive überraschendem Twist auf der Zielgeraden dem Zuschauer lange Rätsel aufgibt, verdient sich das Debüt des kongenialen Münsteraner Duos das Prädikat Meilenstein.

Bewertung: 10/10