Roomservice

Folge: 948 | 25. Mai 2015 | Sender: SWR | Regie: Tim Trageser
Bild: SWR/Alexander Kluge
So war der Tatort:

Verschlimmbessert – und das geht schon beim Krimititel los.

Zimmermädchen Yasemin Akhtar (Naima Fehrenbacher), die einleitend in einem Kurpfälzer Luxushotel zu Tode stürzt, meldet sich vor ihrem Reinigungsbesuch einer Suite nämlich mit "Housekeeping!" – der titelgebende Roomservice hingegen spielt im Tatort aus Ludwigshafen eher im übertragenen Sinn eine Rolle, weil ihre Leistungen sich nicht aufs Staub wischen und Betten machen beschränken. Der ursprüngliche Arbeitstitel Mord in Suite 426 wäre allerdings die noch unglücklichere Wahl gewesen, weil der Mord an ihr im Treppenhaus stattfindet – und vielleicht klingt ein Anglizismus einfach ein bisschen moderner, und das kann dem zuletzt immer überholter wirkenden Tatort aus der Pfalz ja eigentlich nur gut tun.

Die Bemühungen der Drehbuchautoren Stefan Dähnert (Letzte Tage) und Patrick Brunken, den Krimi aus Ludwigshafen nach der jahrelangen Durststrecke und dem peinlichen Tiefpunkt Die Sonne stirbt wie ein Tier wieder auf Kurs zu bringen, sind spürbar, doch fruchten wollen sie kaum: Die altgedienten Figuren – allen voran Assistentin Edith Keller (Annalena Schmidt) – wirken hier wie Relikte aus vergangenen Tatort-Jahrzehnten und staunen Bauklötze, wenn sich die übermotivierte Fallanalytikerin Johanna Stern (Lisa Bitter) kofferweise High-Tech ins Büro liefern lässt und in einer Tour auf ihrem Tablet herumwischt, ohne das sie vermutlich nicht mal zur nächsten Bushaltestelle finden würde.

Beim 62. Einsatz von Hauptkommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) wirkt ihr langjähriger Partner Mario Kopper (Andreas Hoppe) daher auch mehr denn je wie ein unnötiger Sidekick. Es passt ins Bild, dass sich der Kommissar irgendwann selbst in Frage stellt und den Nagel damit auf den Kopf trifft.


KOPPER:
Ich dachte schon, ihr braucht mich überhaupt nicht mehr!


Bei Aussicht auf eine ebenbürtige Nachfolgerin bräuchte man auch längst keine Lena Odenthal mehr – doch die in achselfreien Blümchen-Tops ermittelnde Stern sorgt beim altbacken arrangierten und erneut vorprogrammierten Generationenkonflikt mit der dienstältesten Tatort-Kommissarin eher für Fremdschäm-Momente als für den erhofften frischen Wind.

Zur Rekonstruktion des Tathergangs schmeißt die pseudo-hippe LKA-Überfliegerin gemeinsam mit Spurensicherungsleiter Peter Becker (Peter Espeloer) eine Plastikpuppe durchs Treppenhaus – zum Ärger des überzeichneten Hotelchefs Dreusen (David C. Brunners), der natürlich auf möglichst geräuschfreie Ermittlungen drängt. Warum, bleibt rätselhaft: Spätestens in der zweiten Filmhälfte schlendern in diesem Tatort gar keine Hotelgäste mehr über den Flur. Statt an Klischees wurde offenbar an Statisten, im Präsidium hingegen an originellen Dialogen und an Getränken gespart: Kopper und Dreusen trinken aus leeren Bechern, weil die Requisite ihnen nichts eingeschenkt hat.

Neben diesen handwerklichen Mängeln bietet der von Regisseur Tim Trageser (Höllenfahrt) inszenierte Krimi vor allem langweilige Figuren: Wer im Tatort einen Dienstwagen samt Chauffeur sein eigen nennt, der hat eigentlich grundsätzlich Dreck am Stecken. So auch EU-Kommissar Joseph Sattler (Peter Sattmann, Schatten), das Tatort-Pendant zum ehemaligen IWF-Präsidenten Dominique Strauss-Kahn, der das ermordete Zimmermädchen im Bademantel empfangen hat und auf alles scharf ist, was dunkle Haare hat – doch sogar die blonde Stern muss sich bei ihrem naiven Hausbesuch seiner Avancen erwehren.

Für die wenigen Überraschungsmomente in Roomservice sorgt die toughe Valerie Sattler (souverän: Suzanne von Borsody, Schwarzer Peter): Die Seitenhiebe auf die Umtriebigkeit ihres Mannes ("Kannst du nicht einmal versuchen, deinen Schwanz im Zaum zu halten?") haben Biss, wenngleich die Juristin beim Mondscheingespräch mit Odenthal eine glaubwürdige Erklärung schuldig bleibt, warum sie in einer sagenhaften Nibelungentreue zu ihrem dauerfremdgehenden Gatten steht. "Ein Ende ist immer auch ein Anfang", philosophiert Odenthal in einer anderen Szene weise – und bringt damit auf den Punkt, was auch ihr bald blühen könnte.

Bewertung: 3/10

2 Kommentare:

  1. Autsch, da war wohl jemand schon während des Tatorts zu sehr mit Kritikschreiben beschäftigt? ;-) Der Titel "Roomservice" war mit Sicherheit beabsichtigt und der genau passende Titel für Motiv, Verschwörung und letztendlich Tat.
    Insgesamt solide Krimikost und für Ludwigshafen eher überdurchschnittlich.

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    1. Dass der Titel beabsichtigt war, bestreite ich doch gar nicht :-) Ich habe den Einstieg etwas angepasst; im übertragenen Sinne war es ja ein gewisser "Roomservice", das kann man so sehen. Nur eben kein klassischer Zimmerservice, wie er normalerweise in Luxushotels stattfindet. Und ob man dann gleich wieder das englische Wort nehmen muss...

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